Alternativen                                                                    Kosten     mobiler HWS      individueller HWS      verbesserter Versicherungsschutz  

Unsere Vorschläge für einen naturnahen und
effektiven Hochwasserschutz

Bauliche Maßnahmen :

Diese Vorschläge stellen unseren derzeitigen Erkenntnisstand dar und sind als unser Kommentar zu einer kleinen Anfrage an die Landesregierung (KA 6/7349) auch dem Ministerium bekannt. Wir arbeiten an deren Vervollkommnung. Daher sind frühere Aussagen und Listen als Schritte auf dem Wege zu einem alle Anforderungen berücksichtigenden Maßnahmeplan zu sehen.
Von einer Untersuchung unserer Vorschläge ist uns nichts bekannt und sie wurden auch nicht beantwortet, sie wurden lediglich in Veranstaltungen des LHW ohne weitere Begründung pauschal als unnötig oder undurchführbar bezeichnet.
Der Minister schlug in seinem Antwortschreiben vor, das Ergebnis der Genehmigungsverfahren abzuwarten. Wieso sollten unsere Vorschläge, die bisher ignoriert wurden, im Verfahren berücksichtigt werden ? Die Bürgerbeteiligung erweist sich als ein rein formales Verfahren.
Die von uns bisher vorgeschlagenen Maßnahmen ergänzen wir hier. Dabei wurde von der technisch machbaren Größe der Hochwasserschutzmaßnahmen in dem jeweiligen Gelände ausgegangen. Aber die zu realisierende Größe muß unter Berücksichtigung von Ökologie und Ökonomie festgelegt werden.
HRB Katzsohlbach
Damm oberhalb des kleinen Teiches. Obwohl nicht im NSG ist seine Inanspruchnahme für die Natur ein großer Verlust. Dieses HRB ist erforderlich, wenn die Vergrößerung des Mühlteiches für den Schutz Güntersberges nicht ausreicht.
 
Mühlteich Güntersberge
Erhöhung des Dammes um ca. 1m. Der Bahndamm und die Gebäude am Ufer werden nicht beeinträchtigt Mit seinem großen Einzugsgebiet und der großen Teichfläche bietet diese Volumenvergrößerung einen hohen Schutz für die Unterlieger.
HRB Straßberg
Genauere Berechnungen werden höchstwahrscheinlich ergeben, dass das HRB kleiner werden kann.
Auch bei der vom LHW vorgesehenen Größe dieses HRB sind Silberhütte, Alexisbad und der Siedlungen I.Hammer bis Selkemühle nicht ausreichend geschützt.
Um die Bewohner auch vor einem HQ 100 schützen zu können, sind diese Maßnahmen ein Kompromißangebot, denn bei Katzsohlbach und Straßberg wird zur Erreichung des o.g. Ziels die Natur ebenfalls geschädigt.

     Teiche
Von den insgesamt 28 Teichen im Bereich der Selke sind vor allem die folgenden geeignet. Die anderen sollten aber nicht vernachlässigt werden.

Frankenteich, Kiliansteich, Teufelsteich, Fürstenteich
Der Franken-, Kilians-, Teufels- und Fürstenteich sind schon vom LHW für den Hochwasserschutz vorgesehen. Deshalb sollte ihr normaler Wasserstand - mindestens aber ab Herbst - etwa 1 m unter dem Stauziel liegen, um immer ein Volumen für einen plötzlichen Starkregen bieten zu können.
Der Maliniusteich bildet den Abfluß aus Franken- und Kiliansteich und muß dafür ertüchtigt werden. Das Teichvolumen kann vor einem in den Vorhersagen angekündigten Unwetter über die obengenannte Absenkung hinaus weiter bis zu einem der Flora und Fauna der Teiche verträglichen Maß verringert werden. Damit bieten die Teiche einen wesentlichen Schutz für die Bewohner des Selketals.
Ein Ausbau dieser Teiche würde nur einen geringen weiteren Effekt bringen, weil ihr Einzugsgebiet sehr klein ist. Da die Harzteiche wichtige ökologische Funktionen erfüllen, steht eine komplette Inanspruchnahme für den Hochwasserrückhalt überhaupt nicht zur Debatte.
In der sogenannten "Informations"broschüre des Talsperrenbetriebes wird trotzdem den Lesern die Speichermöglichkeit der geleerten Harzteiche benannt – jedoch ohne diesen Umstand zu verdeutlichen. Es ist zu begrüßen, dass die Landesregierung hier nun öffentlich zugibt, dass der Talsperrenbetrieb die Öffentlichkeit falsch informiert hat. Denn durch die Nennung einer Speichergröße mit der o.g. Zahl, die faktisch nicht wirklich vorhanden ist, wird die Öffentlichkeit regelrecht irregeführt.
Die Bürgerinitiative „Naturnaher Hochwasserschutz Selke“ hat immer wieder gefordert, die Harzteiche in dem Umfang einzubeziehen, in welchem dies ökologisch unschädlich ist.
Durch die Nutzung einer oberen Wasserlamelle von ca. 1-2 m Dicke bei allen Teichen wird ein wichtiger Beitrag zur Hochwasserrückhaltung im Entstehungsgebiet geleistet.
Zusammen mit der bedeutenden Rückhaltemöglichkeit im mittleren Abschnitt des Uhlenbachtales können sowohl die nach wie vor bedrohten Orte Silberhütte und Alexisbad als auch das untere Selketal und der Ort Meisdorf vor einem HQ 100 ausreichend geschützt werden – und zwar ohne ein naturzerstörerisches HRB Meisdorf.

Die ökologisch unschädliche Nutzung der oberen Wasserschicht aller Teiche, die die Bürgerinitiative seit langem fordert, muss deswegen um so deutlicher betont werden, als der Talsperrenbetrieb sowohl in seiner "Informations"broschüre (August 2011), Seite 4 als auch in der Zeitschrift "Der Harz" (5/2012) wider besseres Wissen behauptet hat, die Vorstellungen der Naturschützer würden zu einer ökologischen und landschaftlichen Wüste bei den Harzteichen führen.
Verantwortungsloser kann man die Tatsachen gar nicht verdrehen – denn eine ökologische Wüste wird ja gerade vom LHW und dem TSB mit dem HRB Meisdorf geplant.

HRB Uhlenbach
Damm oberhalb der Aufbereitungsanlage zur Klärung der Grubenwässer aus den Wasserlösungsstollen Rückstaufläche bis an die B 242
 
Die Undurchführbarkeit wird vom Landesamt für Geologie und Bergwesen nicht bestätigt.
Trotz HRB Straßberg erforderlich zum Schutz von Silberhütte, Mägdesprung und der Siedlungen I. Hammer bis Selkemühle Dieser Bereich hat keine hochwertige Naturausstattung und keine touristischen Besonderheiten.
Der Hochwasserschutz für Güntersberge, Silberhütte und Alexisbad findet hier stärkere Berücksichtigung.


Lange Wiese Meisdorf

Damm vor dem ehemaligen Schwimmbad; Rückstau bis zum Pegel
Der verbleibende Durchfluß entspricht dem in der Selkestudie (Seite 90) genannten bordvollen Durchfluß.
Daher ist ein HRB bei Meisdorf hochwasserschutztechnisch überflüssig und würde das NSG Selketal zerstören.
Der Rückstau wird gebildet durch die um max. 4 m erhöhte Straße.
Bei Durchführung aller o. g. Maßnahmen hat die Selke in Meisdorf nur noch ein Durchflußvolumen aufzunehmen, das mit der Kanalisierung der Selke im Ort aufgefangen werden kann. Daher ist der Bau eines HRB bei Meisdorf nicht gerechtfertigt, zumal es vor einem HW wie 1994 - einem HQ 200 - nicht ausreichend schützen würde.
Wir schlagen hier als örtliche Maßnahme die Kanalisierung der Selke vor, wenn nicht ein niedrigerer Schutz in Kauf genommen werden soll; also anders als in Gatersleben - weil es dort eine Alternative gibt; in Meisdorf ist aber eine Umflutmulde nicht realisierbar.















Zusätzliche Möglichkeiten :
HRB Sauerbach

HRB Getel

nimmt die Wassermassen aus Ballenstedt auf (32 km² Einzugsgebiet) Schutz vorwiegend für Hoym
HRB Ermsleben
Mit einem das Tal abschließenden Damm, der bis 10 m hoch gebaut werden kann, entsteht eine Retentionsfläche, mit der sich der umfassendste Hochwasserschutz für alle Unterlieger erreichen läßt.
 Bei geringerer Höhe können stattdessen die HRB Sauerbach, Getel und B6n gebaut werden.


Umflutmulde Reinstedt

1994 ist in dem offensichtlich ehemaligen Flußbett ein Teil des Hochwassers geflossen. Dieses Flußbett ist wieder herzurichten.
 Am Ortseingang von Reinstedt werden zwei Sperrbauwerke errichtet, die bei Hochwasser so gesteuert werden, dass die schadlos durchleitbare Wassermenge durch den Ort und die darüber hinausgehende Menge über die Umflutmulde fließt. Diese Maßnahme verursacht von allen hier vorgeschlagenen die geringsten Kosten.

Umflutmulde Gatersleben
folgt einem historischen Flußlauf und verläuft von einem neu zu bauenden Wehr zwischen Hoym und Gatersleben, dann westlich Gatersleben bis Hausneindorf und entlang des Bahndammes bis zur Mündung in die Bode.
Die Mulde wird durch einen ca. 1,5 m hohen Deich gegen den Ort Gatersleben (östlich) und den westlichen Rand des Überschwemmungsgebietes von 1994 begrenzt.
 
HRB B 6 n
Diese  zusätzlichen Möglichkeiten, wenn eine der anderen nicht ausführbar ist.
Erforderlich zum Schutz von Gatersleben vor einem HW aus dem Entstehungsgebiet der Selkeaue
Diese Umflutmulde ist deshalb sinnvoll, weil ein Starkregen nicht nur im Harz niedergeht, wo er im HRB Ermsleben aufgefangen würde, sondern wenn er in der Selkeaue niedergeht. Die Mulde bietet wesentlich höheren Schutz als die Kanalisierung.

Wir haben nie behauptet, dass unsere Vorschläge weniger kosten werden, als die Planungen des LHW - aber wieviel kostet zerstörte Natur ?
Sie ist unbezahlbar !!!

Die veröffentlichten Angaben verdeutlichen die zu erwartenden Kosten :
 
  In der Selkestudie des Dresdner Planungsbüros waren die Baukosten geschätzt worden: Der Hochwasserschutzkonzeption 2020 auf Seite 82 sind der Tabelle folgende Zahlen zu entnehmen
Hochwasserrück-haltebecken
(HRB)
  Aktuelle Kostenansätze gesamt [Mio. €] Planungs-zeitraum Umsetzungs-zeitraum
Straßberg 20,2 Mio DM = 10,328 Mio €  21,0 2004-2012  2014-2016
Meisdorf 11,0 Mio DM = 5,624 Mio € 11,5 2005-2013 2016-2018

 also 1,00 DM = 1,00 € !      Wer weiß, wie sich die Baupreise weiter bis 2018 entwickeln werden.

Im Hochwasseraktionsplan Selke von 2002 werden die an der Selke erfaßten Schäden mit 53,526 Mio DM = 27,367 Mio € beziffert. Daraus zieht die Hochwasserschutzkonzeption 2020 die Schlußfolgerung : "Allgemein gilt, dass die Schadenssummen der Hochwasserereignisse 1994 an Wipper und Selke die Baukosten für die HRB im Harz um ein Vielfaches übersteigen." - das sollte noch einmal nachgerechnet werden !!!!

Weitere unverzichtbare Maßnahmen sind :
 In jedem Ort am Lauf der Selke hat es früher Mühlen gegeben. Die Mühlteiche und -gräben dienten auch dem Hochwasserschutz. Diese Bauwerke sind möglichst wiederherzustellen. An ökologisch unbedenklichen Stellen kann mit Turbinen Strom gewonnen und die Mühlteiche können als Retentionsflächen genutzt werden.

 - der mobile Hochwasserschutz,
Den Gemeinden sind mobile Hochwasserschutz-Systeme zur Verfügung zu stellen und die Wasserwehren daran auszubilden.

Am 23. Sept. 2006 zeigten wir erprobte Systeme von 6 verschiedenen Firmen z.T. im praktischen Einsatz auf dem Gelände des Schloßhotels Meisdorf. Sie sind schneller aufgebaut und effektiver als Sandsäcke.

Eine Auswahl von Firmen, die Hochwasserschutz-Systeme anbieten, finden Sie hier.

 - der individuelle HWS
Hochwässer sind unvermeidbare Ereignisse an einem Fluss - trotz aller Maßnahmen. Deshalb müssen die Bürger durch Informationen über die Möglichkeiten des individuellen Schutzes und ein effektives Frühwarnsystem auf die unvermeidbare Gefahr hingewiesen werden.

 

Besserer Versicherungsschutz bei Hochwasser

Wer für seine Immobilie eine Gebäudeversicherung abgeschlossen hat, ist damit gegen Brand, Blitzschlag und Explosion; Leitungswasser, Rohrbruch und Frost; Sturm und Hagel versichert – also nicht gegen Hochwasser. Bis 1994 war dies eine Pflichtversicherung; in der DDR waren darin auch Elementarschäden versichert.

Zu den Elementarschäden zählen Überschwemmung und Starkregen; Schneedruck und Lawinen; Erdbeben, Erdsenkung und Erdrutsch.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV hat für die gesamte Versicherungswirtschaft ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) entwickelt. http://www.gdv.de/2013/06/zuers-public/ Dafür wurden Hochwasserereignisse mit aufsteigenden Wiederkehrperioden (Jährlichkeiten) simuliert und es wurden vier Gefährdungsklassen (GK) ermittelt:
 • GK 4 – statistisch einmal in 10 Jahren ein Hochwasser
 • GK 3 – statistisch einmal in 10–50 Jahren ein Hochwasser
 • GK 2 – statistisch einmal in 50–200 Jahren ein Hochwasser
• GK 1 – statistisch seltener als einmal alle 200 Jahre ein Hochwasser

 Nach Branchenangaben seien rund ein Prozent der in Deutschland stehenden Gebäude nicht gegen Hochwasserschäden versicherbar.(Wikipedia)


Wahrscheinlich gehören alle nahe an der Selke stehenden Häuser zu der GK 4 – das heißt, sie sind nach der jetzigen Rechtslage nicht versicherbar, oder die Versicherungen verlangen einen unbezahlbar hohen Beitrag.

Die Justizminister der Länder bemühen sich (siehe Mitteldeutsche Zeitung vom 15. Nov. 2013 – "Flut- Versicherung für alle") um eine Pflichtversicherung für Immobilien gegen Elementarschäden, also auch gegen Hochwasser. Dafür ist ihnen Erfolg zu wünschen.
Es müßte eine allgemeine Gebäude-Pflichtversicherung geben für alle Schäden, die die derzeitige Gebäudeversicherung abdeckt sowie für Elementarschäden. Die Tarife sollten degressiv gestaltet werden, d.h. mit steigendem Risiko mit geringer steigenden Kosten, so daß auch die Menschen in besonders durch Hochwasser gefährdeten Gebieten die Versicherung bezahlen können. Die anderen Elementarschäden wie Starkregen und Schneedruck betreffen ja sowieso das ganze Land.
Der Einwand der Versicherungen, der vorbeugende Hochwasserschutz könnte vernachlässigt werden, wenn es eine Versicherungspflicht gäbe, ist einerseits zynisch, denn ein vernünftiger Bauherr baut nicht im Überschwemmungsgebiet und andererseits können in Bebauungsplänen Bauverbote festgelegt werden.

Außerdem sollten Entschädigungszahlungen nach einem Hochwasser nicht nur für den Wiederaufbau des zerstörten Hauses, sondern auch für den Aufbau an anderer, nicht von künftigem Hochwasser bedrohter Stelle verwendet werden dürfen.